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Es werden Posts vom Oktober, 2025 angezeigt.

Nicht perfekt

Die, die mich kennen, wissen, dass ich alles andere als perfekt bin. Trotzdem höre ich oft, dass ich ja so stolz sein könnte, weil ich mein Leben jetzt ja so im Griff habe.  Als wäre ich eine Vorzeigefrau, nur weil ich nicht mehr trinke. Deshalb zähle ich jetzt mal meine Macken auf.  Ich beisse Fingernägel. Schon als kleines Mädchen. Werd wohl auch nie aufhören damit. Ich schaue immer, dass meine Wohnung sauber und aufgeräumt ist. Aber meine Fenster hab ich sicher ein Jahr nicht mehr geputzt. Ich mache die Vorhänge zu, wenn Besuch kommt oder die Sonne scheint 😂 Ich habe ein Bügeleisen,  hab aber noch nie etwas damit gebügelt. Wenn mich wer anruft, warte ich, bis er aufgelegt hat. Ich hasse telefonieren,  egal bei wem.  Ich habe Millionen Outfits zuhause, trage aber meistens das gleiche, weil ich zu faul bin, mehr ausser Jeans und Pulli zusammenzusuchen. Genauso ist es mit Makeup. Ich habe schon hunderte von Euros für diverse angesagte Mittel ausgegeben. Die ste...

Ganz schön grosse Kleinigkeiten

Jeder mit Angststörung weiss, wie scheisse der Alltag sein kann. Man glaubt, dass man nie rauskommen wird. Und dann bekommt man Angst vor der Angst. Ich weiss noch, als ich am Volksfest vor lauter Angst umgekippt bin. Das Jahr darauf hatte ich solche Angst das es wieder passiert, dass ich erst gar nicht hingegangen bin. Und so wird deine Bubble immer ein bisschen kleiner. Aber dann gibt es so kleine Momente, die dich daran erinnern,  dass du kämpfst und dass es bergauf geht.   Wie heute zum Beispiel.  Ich war im Krankenhaus Ergo machen, da bekam ich mit, dass zwei Männer über mich redeten. Früher wäre das ein Grund für mich gewesen, die Therapie abzubrechen und mir tagelang den Kopf zu zerbrechen,  über was die zwei wohl gelästert haben. (Ja, das ist eine Angststörung,  wegen solch einer Kleinigkeit absolut durchzudrehen.) Heute aber lächelte ich die zwei an, und fragte, ob sie mit mir gesprochen hätten. Und siehe da, sie hatten sich nur über meine Schiene ...

Träumereien

Früher hatte ich immer Träume. Und zwar in jeder freien Minute. Tagsüber träumte ich davon, ein "Indianer" zu sein. Keine Squaw natürlich, sondern ein echter Krieger mit Pferd und Pfeilen und Tomahawk. Ich liebe dieses Volk bis heute unglaublich.  Zum Einschlafen dachte ich mir aber immer weniger schöne Geschichten aus. Meine Lieblingsträumerei war die, wo ich starb. Nicht wegen mir, sondern weil ich mir dann immer ausmalte,  wer aller zu meiner Beerdigung kam, wer weinte, wer nicht, wie traurig alle waren. Wie ich auf alle hinabschaute, die böse zu mir waren und dann ein schlechtes Gewissen hatten und sie die Schuld plagte. Oder ich stellte mir vor, dass ich unheilbar krank war, oder einen schweren Unfall hatte. Dann setze sich meine Mutter tränenüberströmt an mein Bett und knuddelte mich. Sie bekam ein eigenes Bett bei mir, da sie mich nicht alleine lassen wollte usw. Ich bekam jeden Wunsch erfüllt und sie war immer bei mir. Dann schlief ich immer glückselig ein. Oder mein ...

(k)ein Herz für Kinder

Ich wollte niemals Mutter werden. Irgendwie fehlt mir dieses Gefühl. Manchen schießt ja schon die Milch ein, sobald sie auch nur ein Baby sehen. Als ich so ca 25 war, dachte ich, dass ich Kinder kriegen muss. Gefühlt jeder um mich hatte zu dieser Zeit sein erstes Kind oder war gerade schwanger. Und was hört man nicht immer von allen älteren Muttis? Du musst langsam anfangen, du brauchst Kinder um glücklich zu werden, das ist deine Bestimmung als Frau bla bla bla. Jetzt bin ich heilfroh, dass es nicht geklappt hatte. Ein Grund, wegen dem ich keine kleine Doris will, ist, dass ich ihnen nichts abgewinnen kann. Sie sind als Babys süss, keine Frage. Aber wenn ich ein Kind ansehe, denke ich eher an die schlaflosen Nächte und das Gekotze und das Geld für Windeln etc. Ich bin Tante von zwei wundervollen Kindern. Ich liebe sie über alles, aber länger als zwei Tage am Stück halte ich diesen Lärmpegel nicht aus.  Der zweite Grund - und der für mich viel wichtigere- ist der, dass ich Alkoholi...

sleeping biest

Ich liebe es zu schlafen. Und damit meine ich nicht, dass ich es gern mache. Sondern, dass ich  es echt am liebsten auf der ganzen Welt mache.  Ich schlafe mindestens 10 Stunden, um überhaupt irgendwie halbwegs ausgeschlafen zu sein. Am liebsten ohne Wecker, dann schaffe ich locker 12-14 Stunden. Wenn ich Frühdienst habe, muss ich um sechs in der Arbeit sein. Am Nachmittag bin ich dann so fertig, dass ich mindestens zwei Stunden schlafen muss, um bis zum Schlafengehen überhaupt durchzuhalten. Um sechs Uhr abends freue ich mich schon auf acht Uhr,  denn dann kann ich meinen Menschen schreiben, dass ich schlafen gehe. Dann hau ich mir meine Schlaftabletten rein, und schaue Tiktok, bis ich so ca um halb zehn einschlafe.  Das Bizarre ist ja, das ich überhaupt noch Schlaftabletten nehmen muss. Ohne diese Traumpillen wache ich statt den normalen 4-5 mal 15 mal auf. Und dann beginnt das Gedankenkarussell. Und ich glaub jeder weiß, dass man sich in der Nacht so ziemlich jede...

Besserwisser

Was ich echt in dieser Welt hasse, ist, dass jeder glaubt, es besser zu wissen. Vor allem in den sozialen Medien. Der kleine Fabian aus D wurde ermordet. Unter diversen Beiträgen findet man einige "nette" Kommentare.  Aber dazwischen sind immer diese verdammten Besserwisser.  Die Mutter wars, der Vater wars, warum hat dieses kleine Kind überhaupt ein Handy, um diese Zeit sollte er nicht draußen sein usw usw. Ich könnte drauf kotzen. Ein Kind ist tot, und jeder weiß plötzlich,  wie man es besser machen hätte sollen und dass die Eltern ja solche Rabeneltern wären. Bevor man sich selbst mal an der Nase nimmt, und dieses schreckliche Verbrechen dazu nimmt, um sein eigenes Verhalten zu analysieren oder seine Kinder ein bisschen öfter in den Arm nimmt und sich dankbar zeigen, dass diesem nichts passiert ist. Oder ein etwas weniger extremes Beispiel.  Eine Mutter wurde alkoholisiert am Steuer erwischt. Gott sei Dank ist nichts passiert, doch im Netz wurde sie auseinander ge...

Anders, aber auch besser ?

Heute habe ich in einem Forum was interessantes gelesen. Eine Frau fragte, ob ihr alkoholkranker Mann nach dem Entzug denn wieder der empatische, nette, liebevolle Mensch wird wie vor dem Alkohol. Das hat mich dazu gebracht,  mich mal selbst unter die Lupe zu nehmen. Ich bin definitiv nach dem letzten Entzug und der Reha anders geworden. Das ist auch gut so, denn sonst hätte das Ganze ja nichts bewirkt. Aber besser bin ich nicht geworden.  Ich bin ruhiger geworden, denke über viele Themen anders, und ja, ich bin auch empathischer geworden. Klar, mein Hirn ist nicht mehr auf Überlebensmodus eingestellt und ich kann meinen Mitmenschen richtig zuhören und auch ehrliches Interesse zeigen. Ich kann auch viel besser Nein sagen, zwinge mich nicht mehr so oft zu Dingen, die ich eigentlich nicht mag, und grenze mich von Menschen ab, die mir nicht guttun. Das sind alles Dinge, die anderen böse aufstossen könnten. Früher hab ich es ja auch gemacht. Aber das ist für mich wichtig (bin noch...

Zwischen Dankbarkeit und Zuckaus

Ich bin jetzt im Krankenstand bei meinen Eltern einquartiert.  Nicht die beste Lösung, aber da ich jeden zweiten Tag ins Krankenhaus muss und nicht autofahren kann, war das die Zwischenlösung.  Und nicht falsch verstehen, ich bin ihnen echt dankbar dafür. Ich habe zwei Räume, und habe größtenteils meine Ruhe.  Mit meinen Papa geht's auch halbwegs. Da er in Rente ist, bringt er mich immer ins Krankenhaus,  und Chapeau- er trinkt nichts davor. Das hab ich leider von ihm verlangen müssen, da ich diese Fahne nicht aushalte. Sonst habe ich sehr wenig Kontakt zu ihm. Ich glaube, ihn freut es, dass ich mal mehr mit ihm rede als nur Hallo und Tschüss. Meine Mama ist da ein anderes Thema. Gestern bin ich mit einem mordsmässigen Muskelkater in den Waden aufgewacht.  Da ich mich seit dem Stand fast nicht bewegt habe, geschweige denn irgendwelchen Sport gemacht habe, habe ich lange überlegt,  wo der hergekommen sein könnte.  Jetzt weiß ich es. Ich bin als Kind imm...

Sehnsucht nach Sucht?

Ich hab das Gefühl,  das alles, was MIR Spaß macht, süchtig machen kann. Warum muss das Gehirn immer mehr von etwas verlangen? Kann es denn nie zufrieden sein ? Dieser erhöhte Dopaminspiegel durch den Alkohol macht mich WAHNSINNIG. Alkohol wissen wir ja. Macht am Anfang Spaß,  wennst Pech hast süchtig. Benzos sind absolute Traumtabetten. Ich war immer in eine rosarote flauschige Wolke eingehüllt.  Und doch hab ich noch alles mitbekommen,  nur halt ohne Angst. Benzoentzug ist schon eine andere Sache. 3 Monate Entzug in der Psychiatrie. Nicht angenehm. Ich hab schon gezittert, wenn ich nur langsam weniger mg am Tag bekommen habe. Am schlimmsten war von 7.5 mg auf 0 mg. Und ich hab die nur 4 Wochen unter ärztlicher Aufsicht genommen. Was ist dann erst, wenn man die länger nimmt? Grausig. Gott sei dank bekommt man die nur auf Rezept. Für das bin ich definitiv zu blöd und zu feig, um das irgendwie einzufordern. Denn ich würde fix nicht nein sagen zu diesen Wohlfühler. Ode...

Nur noch eines

Es ist schon faszinierend,  wie das Gehirn sich immer wieder neue Wege suchen will, um sich selbst zu schaden. Ich hatte ja längere Zeit mit Bulimie und Anorexie zu kämpfen. Unter uns, Bulimie ist da weit entspannter. Man muss zwar kotzen, aber dafür hat man das kurze Glücksgefühl,  wo man alles in sich rein stopfen kann. Bei der Anorexie hast du einfach nur Hunger. Immer. Jede Sekunde. Jedenfalls hab ich beide Süchte hinter mir gelassen.  Nachdem ich aus der Reha entlassen wurde, kotzte ich zwar noch ein paar Monate, aber nicht immer und nur, wenn ich einen heftigen Fressflash hatte. Jaaa ich weiss, schönreden. Trotzdem war das bei Weitem nicht die schlimmste Phase und vergleichsweise "locker". Seit ca 10 Monaten bin ich komplett frei, hab gute 10 Kilo zugelegt. Das war grade noch okay für mich, solange ich mich nicht wog. Wenn ich die Zahl auf der Waage (laut BMI noch im unteren Normalgewicht) las, kamen mir doch öfter die Tränen. Aber es war jetzt nicht soo schlimm. Da...

Erste nüchterne Beziehung

Dieses Date war das beste, das ich jemals erlebt hatte. Ich machte von Anfang an reinen Tisch über meine Krankheit. Ich glaube, am Anfang war er etwas irritiert. Aber da er auch so seine "Problemchen" hat, passen wir ziemlich gut zusammen,  da wir den jeweils anderen nicht verurteilen.  Auch meine Bedürfnisse in einer zwischenmenschlichen Beziehung habe ich schnell zum Thema gemacht. In meiner letzten Beziehung hatte ich meine Freiheit aufgegeben, und mich nur an meinen Ex und sein Leben angepasst. Dass ich dadurch noch unglücklicher wurde, wurde mir erst nach der Trennung bewusst.  Meine Bedürfnisse sind eigentlich recht einfach, aber für andere Menschen schwer zu verstehen. Ich brauche Freiheit und Zeit für mich selbst. Ich möchte niemanden an meiner Seite, der an mir hängt und mich einklammert. Ich habe drei Jahre gebraucht,  um mich emotional von meinem Ex zu lösen. Und das ist etwas, dass ich nie wieder erleben will. Vor allem, da dies für mich der Grund war vie...

Drunk Dates

Seit ich ein Teenager war, war ich bei jedem ersten Date angetrunken.  Egal ob es im Kino, beim Essen oder sonst wo war. Schmusen und weiteres ging sowieso nur, wenn ich einen richtigen Rausch hatte. Nur dann konnte ich abschalten.  Und mein Datepartner war bei mir sowieso unten durch, wenn er beim ersten Treffen nichts trank. Das verstand ich überhaupt nicht. Wie sollte man auch ohne Alkohol Spass haben? Meistens gingen diese ersten Dates gut aus, aber hin und wieder fand ich mich in einer verzwickten Lage wider. Manche merkten sehr genau,  dass ich gern trank, und kauften mir gern mehr Alkohol, um mich "locker" zu machen. In welcher Art sie dann ihre Gegenleistung wollten, lass ich mal aus. Nur so viel, ich brauchte des öfteren die Pille danach, denn ich konnte mir trotz diversen Blackouts zusammenreimen, was geschehen war. Das erste nüchterne erste Date hatte ich in meiner ersten längeren Trockenphase nach dem ersten Entzug. Das war vielleicht komisch. Ich hab mich mit...

Mitleid/Mitgefühl

Ich bin allergisch gegen Mitleid. Mitleid hört sich für mich immer so an, also würde man auf eine Person herabschauen. Mit gegenüber empfinde ich nur Mitleid,  wenn ich krank bin. Da möchte ich, trotz meinen 31 Lebensjahren nur zur Mama. Wahrscheinlich, da ich früher nur Bemutterung von meiner Mama spüren durfte, wenn es mir echt dreckig ging. Mitgefühl ist schon ein anderes Thema. Ich würde behaupten,  dass ich sehr sensibel für Empfindungen bin, die andere Menschen nicht spüren. Mir fällt ziemlich schnell auf, wenn jemand auch nur die geringste Gemütsänderung an sich hat. Schätze, das hab ich auch in der Kindheit gelernt. Jede Gefühlsregung daheim konnte bedeuten,  dass der nächste Wutausbruch kam.  Aber ja, es geht um Mitgefühl.  Ich empfinde Mitgefühl für alle, die von anderen eher abwertend behandelt werden. Hat sicher auch damit zu tun, dass ich in der Psychiatrie war. Das hat meine Sicht auf vieles geändert.  Süchtige, psychisch kranke, schizophrene,...

Trauer

Kennt ihr das, wenn ihr unglaublich traurig seid,  ohne einen wirklichen Grund zu haben? Da reicht dann schon die kleinste Kleinigkeit, um in Tränen auszubrechen.  Aber ich kann ja nicht mal weinen. Seit ich die Antidepressiva nehme, sind alle Gefühle irgendwie abgeschwächt. Und bei mir zeigt es sich darin, dass ich echt selten weinen kann, obwohl ich es gern mal rauslassen würd und dann wäre mal Schluss. So einmal einen Totalzusammenbruch für eine halbe Stunde, und danach ist wieder gut. Bei mir zieht sich diese Traurigkeit über Tage, wenn nicht sogar Wochen. Und ich komme nicht davon weg. Es ist verdammt anstrengend,  sich selbst jeden Tag motivieren zu müssen, um überhaupt aus dem Bett zu kommen. Jede noch so kleine zwischenmenschliche Begegnung strengt mich so dermaßen an, dass ich danach Ruhe brauche. Aber egal wie ruhig mein Körper dann wird, der Wirbelsturm im Kopf wütet weiter. Deshalb schlafe ich so wahnsinnig gerne. Ich habe zwar irre Träume, auch oft vom Alkoho...

Dolce Vita

Ich bin kein Mensch, der das Leben genießt. Nicht als Kind, nicht als Teenager, nicht als Alkoholiker,  und leider auch jetzt nicht als nüchterne Person. Ich glaube ehrlich langsam, dass mir da im Gehirn diese Windung einfach fehlt. Nicht falsch verstehen, ich wünsche es mir nicht mehr sehnlichst zu sterben. Aber wenn mir Gott (oder wer auch immer dafür zuständig ist) begegnen würde und sagen würde, dass ich mir aussuchen könnte zu leben oder zu sterben, ich würd zweiteres nehmen. Ohne lange nachzudenken. Und ich wäre erleichtert. Es wäre mir wirklich egal. Nicht langsam und schmerzhaft,  sondern so zack-bumm-tot. Ich habe absolut keine Angst vor meinen Tod, dafür vor den anderen Personen umso mehr. Meine Mama, meine Schwester,  Nichte und Neffe. Wenn denen etwas passieren würde , wär mein Leben auch vorbei. Ich empfinde das Leben als anstrengend.  Als Kind war es anstrengend,  da ich nie wusste, auf welche Eltern ich mich einstellen musste. Die lustigen, fast l...

hochfunktionale Depression

Das erste, das ich mir dachte, nachdem ich die Diagnose hochfunktionale Depression bekam, war: Oida, net mal a richtige Depression bekommst zam 🫣 Depressive Menschen kennt man ja. Ob im Bekannten,-Familienkreis, spätestens durchs Fernsehen und TikTok hat sich jeder schon mal ein bisschen damit beschäftigt,  ob gewollt oder ungewollt. Wobei ich sagen muss, dass auf TikTok das gerne überdramatisiert wird. Da hat ja gefühlt jeder zweite Depressionen. Meine Depression war mal schlimmer und mal besser. Ob ich zuerst depressiv und danach alkoholabhängig oder umgekehrt war, kann ich nicht beantworten.  Meine Depression zeigte sich anders. Ich kam aus dem Bett, kam nie zu spät zur Arbeit,  war immer geduscht und geschniegelt. Meine Wohnung war sauber, und ich putzte mir die Zähne. Ich lachte mit Kollegen und Freunden, war für meine Nichte und meinen Neffen die lustige Tante. Und trotzdem war etwas enorm falsch. Denn mein Kopf war unglaublich müde. Ein Treffen mit Freunden oder i...

Aufarbeitung

Alkohol ist nicht das Problem. Alkohol wird dazu missbraucht, um die Probleme zu unterdrücken oder überhaupt auszuhalten.  Das muss man sich mal eingestehen. Vor allem, wenn man denkt, daß die eigenen Probleme ja nichts zum grossen Weltschmerz sind. Ich las früher wahnsinnig gern Erfahrungen über Kindesmissbrauch, Sklavenhandel und so ein Zeug. Meistens fühlte ich mich danach schlecht, denn was regte ich mich über mein Leben auf, wenn es anderen so viel schlechter ging als mir? Auch am Anfang meiner Therapie hatte ich dauerhaft ein schlechtes Gewissen, anderen einen Platz wegzunehmen,  oder noch schlimmer,  das mein Therapeut denken könnte, dass ich übertreiben würde und eben nur "sudan" würde.  Obwohl ich damals schon die Diagnosen Angststörung und hochfunktionale Depression bekommen hatte.  Ich habe mich so lange geschämt. Dafür, dass ich nicht so funktionierte wie andere. Dafür, dass ich nicht normal war. Dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Das habe ich heut...

Kurze Freude

Ein paar Posts vorher hab ich ja geschrieben,  das ich mir wünschen würde, dass diese kleinen Schnapsfläschchen bei der Kassa verschwinden würden. Gestern kam meine Schwester zu mir. Sie arbeitet in einem Lebensmittelmarkt namens Kienast, also Nah und Frisch.  Und sie erzählte mir, dass sie KEINE Schnäpse mehr in der Impulszone bei der Kassa stehen haben! Was hab ich mich gefreut ☺️  Kleiner Schritt, und vielen würd es gar nicht auffallen bzw würden sehr viele das absolut nicht der Rede wert finden.  Mir schon. Und ich wette, vielen Alkoholikern, trockenen Alkoholikern und Angehörigen von Alkoholikern auch. Jetzt müssten noch die grossen Firmen miteinsteigen, und die Welt würde für mich ein gaaaaaaanz kleines bisschen leichter werden.

iiiich doch nicht

Jeder Alkoholiker kennt es. Man googlet, was denn der Alkohol alles auslösen kann, wenn man übertreibt. Denn irgendwie weiss man ja, dass man zu viel trinkt, auch wenn man es sich noch nicht eingestehen will. Ich hab das so oft gemacht. Und habe mich selbst belogen. Zum Beispiel: Ich hatte in der Früh gelbe Augen. Also googlete ich, was das sein kann. Und hoffte, dass es nicht das Glas zu viel am Abend davor war. Natürlich kam der Alkohol als Böser hervor. Aber ich suchte dann so lange,  bis ich ein Symptom fand, das nicht zur Alkohlkrankheit und meinen Symptomen passte. Ich hatte eben diese gelben Augen, aber keinen Juckreiz auf den Händen. Phuu, sehr gut, ich bin nicht alkoholkrank, sondern es muss was anderes sein. So ging das eine Zeit lang, bis ich meine Alkoholikersymptome alle beisammen hatte. Und dann konnte ich es nicht mehr leugnen. Also zähle ich euch jetzt auf, an was ich gelitten habe, bzw noch immer leide. Angefangen hat es mit den normalen psychischen Entzugserschein...

Liebe eines Süchtigen

Ich bin gestern auf einen Post gestoßen,  der mich zum Nachdenken gebracht hat. Die Frage war : Kann ein Alkoholiker lieben? Das ist sehr schwer zu beschreiben.  Ich habe geliebt als ich getrunken habe. Wenn ich meinen absoluten Traumzeitpunkt von den Promillen her (nicht zu wenig und nicht zu viel) erreicht hatte, sagte ich das auch jeden, der mir etwas bedeutete.  Das Problem war halt, das meine Liebsten dann wussten, dass ich getrunken hatte, und sie nahmen es nicht ernst. Wie denn auch? Das ist wie auf einer Party, wo du dir mit wildfremden Leuten in den Armen liegst und sie ja soooo gern hast. Am nächsten Tag weißt aber nicht mal mehr die Hälfte der Namen. Wenn mein Papa jetzt zu mir sagt, dass er mich lieb hat,  geh ich sofort auf Abstand.  Da ich weiss, dass er dann getrunken hat und er dann unberechenbar werden kann. Obwohl ich ja selbst süchtig war. Dieses Gefühl bleibt. Aber als ich eben noch selbst süchtig war, habe ich geliebt, ohne Zweifel. Aber. Un...

Suchtverlagerung

Als wäre es nicht schlimm und anstrengend genug, dass ein Süchtiger mit seinem ganz persönlichen Teufel tanzen muss. Nein. Wenn man den einen Teufel endlich verklickert hat, dass man nicht mehr tanzen will, warten in der Ecke schon die nächsten Tanzpartner. Am ersten Blick und aus der Ferne nicht ganz so schrecklich wie der vorherige, aber der Schein trügt.  Ein süchtiger Mensch lebt von dem Kick, den es im Kopf hervorruft, sobald man seine Substanz in seinem Körper hat. Oder am Spielautomaten sitzt. Oder den Apfel doch nicht isst. Oder das hundertste Teil in den  Warenkorb legt. Das ist das Dopamin im Gehirn, das uns kurz zufrieden wirken lässt. Leider kommt danach das Tief, und unser Dopamin und Serotonin- Spiegel sinkt in den Keller. Das erfährt jeder Mensch, wenn er etwas Glückliches erlebt. Nur sinkt dieser Spiegel bei den Nicht-Süchtigen nicht ins Unermessliche.  Bei den Süchtigen schon. Man braucht immer mehr von dem Gefühl, und es hält leider immer kürzer an. Und ...

Peinlich, peinlich

Um mich mal ein bisschen aus diesem UNFASSBAR LANGWEILIGEN Krankenlager abzulenken, zähle ich euch mal ein paar sehr peinliche Alkoholikergeschichten von mir,  leider durchaus wahr. Keine 08/15 Geschichten, wie nach einem Fest kotzen, das erlebte ich ja eh fast jeden Tag. Ich wünschte, manche davon wären so nie passiert. Was heisst. Ich wünschte, keine davon wäre passiert. Einmal war ich so betrunken,  dass es mich aus dem Bett geschmissen hat, mitten in der Nacht. Ich wurde davon nicht munter, sondern wachte am nächsten Morgen extrem verkatert am Boden auf, mit einem fetten blauen Auge. Einmal hab ich mich im Rausch selbstverletzt, ich ritzte mir in den Arm : FETT!  Mitten im Sommer. Hat ewig gedauert,  bis ich wieder kurze Shirts anziehen konnte. Auch heute sieht man es noch ganz leicht, obwohl ich mich extra drüber tattoowieren ließ. Ich hatte unzählige Zusammenbrüche in der Arbeit. Am schlimmsten war, dass meine Kollegen echt dachten, dass ich irre geworden war. ...

Angst Angst Angst

Zusätzlich zu dem geliebten Corona (wofür hab ich mich eigentlich impfen lassen?😅) , hab ich mir gestern die Sehne am Mittelfinger durchtrennt. Das Pech verfolgt mich wohl. Jetzt bin ich statt 3 Tagen so um die 6 Wochen im Krankenstand.  Ich weiss nicht wie es anderen Süchtigen geht, aber mir macht das riesige Angst. Keine Struktur mehr, kein Alltag mit der Arbeit, weniger soziale Kontakte, und viel viel viel Zeit allein mit meinen Gedanken. Und ich habe wahnsinnig Schiss. Schiss davor, meine Gedanken nicht mehr kontrollieren zu können und rückfällig zu werden. Ich brauchte diese Struktur mit Arbeit ungemein,  auch wenn ich nur eine Woche Urlaub am Stück  hatte war mir das fast zu viel. Zu viel Zeit,  zu viele Gedanken an das flüssige Gift.  Ich bin so verunsichert,  dass das Thema jetzt meinen Kopf durchkreist.  Was, wenn du nicht durchhälst? Was, wenn du wieder depressiv wirst und dann keinen Sinn mehr im nüchternen Leben siehst ? Noch dazu bin ich ...

Kranker Alkoholiker

Da ich gerade krank im Bett liege, wollte ich euch mal erzählen,  wie sich Kranksein als Alkoholiker anfühlt im Gegensatz zu jetzt.  Das Schlimmste am Kranksein als Alkoholiker ist definitiv die Frage, woher man Alkohol bekommt. Vor allem, wenn man so krank ist, dass man das Bett nicht verlassen kann. Das war schlimm. Vor ein paar Jahren wurde ich am Knie operiert. Ich war fünf Tage im Krankenhaus und 6 Wochen im Krankenstand zuhause auf Krücken.  Ich war zu dieser Zeit kein Spiegeltrinker, aber ich brauchte meine Flasche Wein am Tag. Ich hatte noch keine körperlichen Entzugserscheinungen,  aber die psychischen sind auch nicht recht leiwand.  Am zweiten Tag im Spital,  meine OP wurde verschoben,  war ich im hauseigenen Supermarkt einkaufen.  Ich freute mich riesig, dass die dort im Krankenhaus kleine Weinflaschen verkauften. Voller Vorfreude ging ich zur Kassa.  Die nette Dame dort sagte mir, dass ich es vergessen könne, da ich Patient war. (...