Aufarbeitung
Alkohol ist nicht das Problem. Alkohol wird dazu missbraucht, um die Probleme zu unterdrücken oder überhaupt auszuhalten.
Das muss man sich mal eingestehen. Vor allem, wenn man denkt, daß die eigenen Probleme ja nichts zum grossen Weltschmerz sind.
Ich las früher wahnsinnig gern Erfahrungen über Kindesmissbrauch, Sklavenhandel und so ein Zeug. Meistens fühlte ich mich danach schlecht, denn was regte ich mich über mein Leben auf, wenn es anderen so viel schlechter ging als mir? Auch am Anfang meiner Therapie hatte ich dauerhaft ein schlechtes Gewissen, anderen einen Platz wegzunehmen, oder noch schlimmer, das mein Therapeut denken könnte, dass ich übertreiben würde und eben nur "sudan" würde.
Obwohl ich damals schon die Diagnosen Angststörung und hochfunktionale Depression bekommen hatte.
Ich habe mich so lange geschämt. Dafür, dass ich nicht so funktionierte wie andere. Dafür, dass ich nicht normal war. Dafür, dass ich so bin, wie ich bin. Das habe ich heute noch oft. Diese Stimme im Kopf, die sagt: Du bist ein Versager, du schaffst nicht einmal dieses leichte Leben.
Tja. Diese Stimme habe ich mit dem Alkohol ertränkt. Das geht jetzt ja nicht mehr. Und diese Stimme in seinem Kopf umzuändern, das ist verdammt harte Arbeit.
Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt, um trocken zu bleiben.
Wenn du nur den Alkohol weglässt, ohne deine Probleme anzugehen, dann wirst du fix schnell wieder rückfällig.
Denn es gibt IMMER einen Grund, warum jemand sich selbst vernichten will, zuerst unterbewusst, dann bewusst.
Und dieser Grund ist bei jedem individuell. Und niemand, absolut niemand hat das Recht, diesen schlechtzureden.
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