Kranker Alkoholiker

Da ich gerade krank im Bett liege, wollte ich euch mal erzählen,  wie sich Kranksein als Alkoholiker anfühlt im Gegensatz zu jetzt. 

Das Schlimmste am Kranksein als Alkoholiker ist definitiv die Frage, woher man Alkohol bekommt. Vor allem, wenn man so krank ist, dass man das Bett nicht verlassen kann. Das war schlimm.

Vor ein paar Jahren wurde ich am Knie operiert. Ich war fünf Tage im Krankenhaus und 6 Wochen im Krankenstand zuhause auf Krücken. 
Ich war zu dieser Zeit kein Spiegeltrinker, aber ich brauchte meine Flasche Wein am Tag. Ich hatte noch keine körperlichen Entzugserscheinungen,  aber die psychischen sind auch nicht recht leiwand. 
Am zweiten Tag im Spital,  meine OP wurde verschoben,  war ich im hauseigenen Supermarkt einkaufen.  Ich freute mich riesig, dass die dort im Krankenhaus kleine Weinflaschen verkauften. Voller Vorfreude ging ich zur Kassa.  Die nette Dame dort sagte mir, dass ich es vergessen könne, da ich Patient war. ( sah man am Armband). 
Tja. Nix gewesen. Ich weinte erstmal eine Runde.
Als ich nach Hause kam, war ich fertig, da ich 5 Tage nichts getrunken hatte. Meine Mama war so nett, mir ein Glas Sekt zu geben. Da wusste sie schon, dass ich ein Problem hatte.
Die nächsten Wochen waren schlimm. Mein Papa war kurz mein Verbündeter, und kaufte mir hin und wieder heimlich eine Flasche Wein. Zu der Zeit wohnte ich zuhause,  da ich nichts machen konnte ohne Krücken, und mein Ex damals arbeiten war.
Aber diese Flasche Wein alle zwei Tage war mir zu wenig. Ich war so grantig und so sensibel, ich weinte wegen jeder Kleinigkeit. Und ich war uuuunglaublich gereizt.
 Und ihr glaubt gar nicht, wie froh ich war, als ich eeeendlich gecheckt hatte, dass man über Amazon auch Alkohol kaufen konnte. Von da an brachte mir der Postbote fast täglich Wein oder auch hin und wieder Gin. Schön fest verpackt,  damit meine Mama nichts mitbekam.

Eine zweite schlimme Situation war Corona.
Mich hatte es echt schlimm erwischt,  ich fühlte mich absolut beschissen. 
Gleich nach der Teststrasse fuhr ich noch zur Tankstelle,  und deckte mich mit 12 Flaschen Wein ein. Diese versteckte ich in unserem Haus, und während ich mir die Seele aus dem Leib hustete, hatte ich immer ein Glas neben mir stehen.

Was ich auch gerne gemacht habe, war, dass ich, wenn ich Schnupfen hatte, mir einen Glühwein machte. Mein Alkoholikerhirn sagte mir, dass ich ja krank war. Also war heisser Wein besser als kalter. So dumm. Aber ich war davon überzeugt,  dass dies besser war.

Jetzt als nüchterner Kranker ist meine einzige Sorge, dass ich nicht aus Versehen Hustensaft oder andere Medikamente mit Alkohol zu mir nehme. Da gibt's eine fette Menge, auch bei Medikamenten,  wo man es nicht erwarten würde. Schon verrückt,  wie sich die Dinge ändern können.

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