Liebe eines Süchtigen
Ich bin gestern auf einen Post gestoßen, der mich zum Nachdenken gebracht hat.
Die Frage war : Kann ein Alkoholiker lieben?
Das ist sehr schwer zu beschreiben.
Ich habe geliebt als ich getrunken habe. Wenn ich meinen absoluten Traumzeitpunkt von den Promillen her (nicht zu wenig und nicht zu viel) erreicht hatte, sagte ich das auch jeden, der mir etwas bedeutete.
Das Problem war halt, das meine Liebsten dann wussten, dass ich getrunken hatte, und sie nahmen es nicht ernst. Wie denn auch? Das ist wie auf einer Party, wo du dir mit wildfremden Leuten in den Armen liegst und sie ja soooo gern hast. Am nächsten Tag weißt aber nicht mal mehr die Hälfte der Namen.
Wenn mein Papa jetzt zu mir sagt, dass er mich lieb hat, geh ich sofort auf Abstand.
Da ich weiss, dass er dann getrunken hat und er dann unberechenbar werden kann. Obwohl ich ja selbst süchtig war. Dieses Gefühl bleibt.
Aber als ich eben noch selbst süchtig war, habe ich geliebt, ohne Zweifel. Aber. Und das ist das grosse traurige ABER. Ich war dem Alkohol so verfallen, dass ich alles dafür getan hätte, um den nächsten Rausch zu bekommen. Ich hätte jedes Event, jeden Geburtstag und jede Trauerfeier unterbrochen, nur um mir Alkohol besorgen zu können.
Dieses Gefühl, diese Macht, die dieses absolute Teufelszeug über einen hat, das kann man sich nicht vorstellen. Ich sage immer, dass ich jeden, der schlecht über Süchtige denkt, einen Tag im Körper eines diesen wünsche. Nur einen Tag. Um es einmal zu fühlen, wie grottenschlecht es einem geht.
Also. Süchtige können lieben. Aber solange sie nicht den Kampf gegen die Sucht aufgenommen haben, wird die Liebe zur Substanz die Größte sein. Mit Abstand.
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