Drunk Dates

Seit ich ein Teenager war, war ich bei jedem ersten Date angetrunken.  Egal ob es im Kino, beim Essen oder sonst wo war.
Schmusen und weiteres ging sowieso nur, wenn ich einen richtigen Rausch hatte. Nur dann konnte ich abschalten. 
Und mein Datepartner war bei mir sowieso unten durch, wenn er beim ersten Treffen nichts trank. Das verstand ich überhaupt nicht. Wie sollte man auch ohne Alkohol Spass haben? Meistens gingen diese ersten Dates gut aus, aber hin und wieder fand ich mich in einer verzwickten Lage wider. Manche merkten sehr genau,  dass ich gern trank, und kauften mir gern mehr Alkohol, um mich "locker" zu machen. In welcher Art sie dann ihre Gegenleistung wollten, lass ich mal aus.
Nur so viel, ich brauchte des öfteren die Pille danach, denn ich konnte mir trotz diversen Blackouts zusammenreimen, was geschehen war.

Das erste nüchterne erste Date hatte ich in meiner ersten längeren Trockenphase nach dem ersten Entzug. Das war vielleicht komisch. Ich hab mich mit CBD- Tropfen "angesoffen", aber es war nicht das Gleiche wie mit 2 % intus. Es war nett, aber ich war innerlich so angespannt, dass ich froh war, als es vorbei war. Dieser Mann ließ nicht locker, er war wahnsinnig lieb, aber ich verstand damals nicht, dass mich irgendwer gern haben könnte.  Also war ich meistens so eingestellt,  dass die Typen nach dem ersten Sex die Fliege machten. Das passierte nur komischerweise nie. Aber da ich wie gesagt nicht glauben wollte, dass ich mehr wert war als nur ein ONS, schickte ich die Männer dann in den Wind. Egal wie gut sie mir taten,  und es waren echt wahnsinnig liebe Menschen dabei. Aber ich dachte mir: bevor mich wieder einer verletzt, bin ich lieber die, die verletzt. Und danach weinte ich jedes Mal wie ein Schlosshund und trauerte den Männern nach. Tja, ich war selbst schuld. Ich hasste mich selbst, und jeder, der etwas an mir fand, würde früher oder später draufkommen, dass ich ein schlechter Mensch war.

So ging es ein paar Monate. Kennenlernen,  Spass haben, sich ineinander vergucken. Und beim ersten Hauch von Liebesbekundungen machte ich "Schluss".
 Das erste halbe Jahr nach meinem zweiten Entzug hatte ich gar keine Dates. Ich musste mich auf mich selbst konzentrieren,  und ich war absolut nicht bereit, meine wenige Energie (die, die ich nicht gegen meine Angst und den Suchtdruck) behalten hatte, für mögliche Partner einzusetzen. Ausserdem war ich trotz Therapie und Reha noch immer der Meinung,  dass ich ein schlechter, böser Mensch war.

 Das erste Date nach dieser Zeit trat ich komplett nüchtern an. Also keine Beruhigungsmittel, Passedan, Benzos oder Alkohol.

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