Suchtverlagerung

Als wäre es nicht schlimm und anstrengend genug, dass ein Süchtiger mit seinem ganz persönlichen Teufel tanzen muss.
Nein. Wenn man den einen Teufel endlich verklickert hat, dass man nicht mehr tanzen will, warten in der Ecke schon die nächsten Tanzpartner. Am ersten Blick und aus der Ferne nicht ganz so schrecklich wie der vorherige, aber der Schein trügt. 

Ein süchtiger Mensch lebt von dem Kick, den es im Kopf hervorruft, sobald man seine Substanz in seinem Körper hat. Oder am Spielautomaten sitzt. Oder den Apfel doch nicht isst. Oder das hundertste Teil in den  Warenkorb legt. Das ist das Dopamin im Gehirn, das uns kurz zufrieden wirken lässt. Leider kommt danach das Tief, und unser Dopamin und Serotonin- Spiegel sinkt in den Keller. Das erfährt jeder Mensch, wenn er etwas Glückliches erlebt. Nur sinkt dieser Spiegel bei den Nicht-Süchtigen nicht ins Unermessliche.  Bei den Süchtigen schon. Man braucht immer mehr von dem Gefühl, und es hält leider immer kürzer an. Und so entsteht die Sucht.

Und wenn man eine Sucht erfolgreich bekämpft hat, oder noch immer kämpft ( eine Sucht verlässt einen nie ganz), dann schaut sich unser  Unterbewusstsein schon danach um, wie es dieses Glücksgefühl im Gehirn wieder zustandebringen kann, mit etwas anderem, und das sind leider oft Dinge, die eben auch süchtig machen können.

Bei mir wars immer abwechslungsreich,  einmal Alkohol,  dann Magersucht,  dann Bulimie, dann wieder Alkohol , dann während der Reha gegen den Alkohol  wieder die Magersucht usw usw.
Natürlich ist das nicht gesund, und die Suchtverlagerung ist ein ernstzunehmendes Thema, da man oft sofort wieder ins nächste Extrem schlittert.

Ich brauchte die Kontrolle. Kontrolle über meinen Körper. Fälschlicherweise. Denn das mit dem Essen hatte nichts mit Kontrolle meinerseits zu tun. Die Sucht kontrollierte mich. Aber das erfährt man leider immer erst zu spät.


Jetzt bin ich bei Nikotin und zuckerfreien Redbull angelangt. Das sind meine Süchte zurzeit. Aber da diese niemanden schaden außer mir selbst,  hab ich noch nicht mal daran gedacht, diese zu bekämpfen.
Und wenn mich diese Zigaretten umbringen sollten oder das Koffein mir einen Herzinfarkt beschert. Jo mei. Dann war es wenigstens nicht der Alkohol.

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