Rückfallprävention- Rehatipps

Ich werde euch jetzt mal einige Rückfall- Tipps weitergeben,  die wir in der Langzeitreha gelernt haben- plus meine Meinung dazu 😉

✔️Man sollte verinnerlichen, dass Rückfälle normal sind und dazugehören. Man fängt nie wieder bei 0 an.
Ich persönlich habe das noch nicht geschafft,  ich habe nach wie vor eine SCHEISS Angst, rückfällig zu werden 🤦‍♀️ aber ich arbeite daran 😉

✔️Notfallplan : einen Zettel, eine Notiz, irgendwas, dass du immer bei dir hast, mit folgenden Daten: Skillsliste (was hilft mir beim Suchtdruck), Telefonnummern von Menschen, die von deiner Sucht wissen, und dich ggf. abholen können oder wenigstens mit dir reden können, bis der Suchtdruck vorbei ist. 
Den hab ich immer in der Geldbörse dabei! Mein absoluter Lieblingsskill sind sogenannte Chili-Bonbons (gibt's beim grossen A). Die gibt es in verschieden starken Schärfen. Und ich garantiere, wenn du eines davon im Mund hast, denkst du nicht mehr an Alkohol 😂
Auch die Telefonnummern geben mir ein gutes Gefühl ( ich habe auch die Suchtberatung dabei) , denn oft vergisst man, dass es immer Menschen gibt, die einem zuhören.

✔️Rückfallvertrag: ist ein Vertrag, den du mit einer vertrauten Person ausfüllst. Dort kannst du Dinge regeln , wie zum Beispiel: wenn ich rückfällig werde, hat der "Vertragspartner " das Recht,  die Rettung/ Therapeut/Psychiatrie anzurufen und mich ggf in eine Einrichtung zu fahren. Gibt den ganzen durch eine Unterschrift ein bindendes Gefühl.
Ich war begeistert,  als ich davon gehört habe. Jedoch bin ich mir sicher, dass viele, wenn sie wieder aktiv trinken (mich eingeschlossen) dann nichts mehr von diesem Vertrag wissen wollen. Kommt halt auch sehr auf die Stärke vom Rückfall an.

✔️ Pro und Kontra- Liste: Was habe ich davon, wenn ich jetzt wieder trinke? Welche Dinge werden besser, welche wieder schlechter?
Wenn man diese Liste im Kopf durchgeht, bemerkt man schnell, dass die Kontra-Liste bedeutend länger ist.

✔️Anspannungskurve im Auge behalten.
Wenn du deine Anspannung immer etwas im Auge behälst und schon aktiv handelst, wenn du bei maximal 70 % bist,  kommst du nicht oder nur sehr schwer auf 100% - somit ist auch die Auslösung von Suchtdruck deutlich geringer.
Macht bei mir definitiv Sinn- ich trank oft, wenn ich dachte, dass ich explodiere. Wenn ich merke, dass ich unruhig oder angespannt bin, überlege ich, warum das so ist und wie ich meine Anspannung wieder senken könnte. (Kurze Kaffeepause, Atemübungen, Nein- Sagen zu Aufgaben etc)

✔️ Nein - Sagen üben! Immer, wenn man in Situationen kommt, wo einem Alkohol angeboten werden kann,  auch bedrängend,  sollte man einen Satz bereit haben, den man ohne langen Überlegen und mit Selbstbewusstsein raushauen kann, ohne Scham zu empfinden.
Meiner ist: Nein ich trinke nichts, hab mein Alkmaximum schon erreicht für dieses Leben.😁


Und eine Sache, die nicht unbedingt Rückfallpräventiv ist, mir aber ein gutes Gefühl gibt: ich habe zuhause immer eine Tasche gepackt mit Wäsche, Hygieneprodukten, Akkustecker und einem Buch. Falls ich wieder mal kurzfristig in die Psychiatrie muss, habe ich alle meine Sachen gleich beinander. Denn es gibt nichts schlimmeres für mich als diese offenen Krankenhaushemdchen 😁


Was hilft euch gegen Rückfälle?

Kommentare

  1. Liebe Doris..wir "kennen" uns aus der fb Gruppe. Bin der, der Dir fast meine Nummer gegeben hätte. So, jetzt hab ich Deinen Blog 2x gelesen. Und, was soll ich sagen: Ich mag Dich. Wie Du schreibst, Deine Ehrlichkeit und daß Du trotz der ganzen Scheiße nie ganz Deinen Humor verlierst. Ich erkenn mich in so vielen Dingen wieder - in einigen auch nicht. Ich könnte sowas wohl auch mal in Angriff nehmen..aaaaber: die Zeit. Erstaunlicherweise kann ich mich an som ziemlich alles erinnern. Und das ist eine lange Zeitspanne. Bei Arial 11 würden das locker 100 DIN A 4 Seiten werden. Bin ja schon 63 uns müsste bei...sagen wir 18 ..anfangen. Da kommt was zusammen. Entgiftungen, Therapien, Rückfälle, großes Glück und so viel mehr. Mein letzter Rückfall ist jetzt so ca. 2 Jahre her, nachdem ich 23 Jahre trocken war. Wobei dieser Rückfall irgendwie "geplant" war. Nicht so aus heiterem Himmel, sondern in dem Wissen, daß ich da alleine nicht mehr rauskomm' und was auf mich zu kommt. Auch habe ich mich dann zu gegebener Zeit selber noch um eine Entgiftung und (ambulante) Therapie gekümmert. Wenn ich so zurückdenke, was ich ion den 23 Jahren ohne Rückfall alles überstanden habe, begreife ich das irgendwie selber nicht. Aber es geht. Wenn du den Punkt erreicht hast, daß das abstinente Leben normal ist...und nicht das nasse. Deine Zeilen regen zum reflektieren an, zum erinnern...was ja nie verkehrt ist. Danke.

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