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Nicht perfekt

Die, die mich kennen, wissen, dass ich alles andere als perfekt bin. Trotzdem höre ich oft, dass ich ja so stolz sein könnte, weil ich mein Leben jetzt ja so im Griff habe.  Als wäre ich eine Vorzeigefrau, nur weil ich nicht mehr trinke. Deshalb zähle ich jetzt mal meine Macken auf.  Ich beisse Fingernägel. Schon als kleines Mädchen. Werd wohl auch nie aufhören damit. Ich schaue immer, dass meine Wohnung sauber und aufgeräumt ist. Aber meine Fenster hab ich sicher ein Jahr nicht mehr geputzt. Ich mache die Vorhänge zu, wenn Besuch kommt oder die Sonne scheint 😂 Ich habe ein Bügeleisen,  hab aber noch nie etwas damit gebügelt. Wenn mich wer anruft, warte ich, bis er aufgelegt hat. Ich hasse telefonieren,  egal bei wem.  Ich habe Millionen Outfits zuhause, trage aber meistens das gleiche, weil ich zu faul bin, mehr ausser Jeans und Pulli zusammenzusuchen. Genauso ist es mit Makeup. Ich habe schon hunderte von Euros für diverse angesagte Mittel ausgegeben. Die ste...

Ganz schön grosse Kleinigkeiten

Jeder mit Angststörung weiss, wie scheisse der Alltag sein kann. Man glaubt, dass man nie rauskommen wird. Und dann bekommt man Angst vor der Angst. Ich weiss noch, als ich am Volksfest vor lauter Angst umgekippt bin. Das Jahr darauf hatte ich solche Angst das es wieder passiert, dass ich erst gar nicht hingegangen bin. Und so wird deine Bubble immer ein bisschen kleiner. Aber dann gibt es so kleine Momente, die dich daran erinnern,  dass du kämpfst und dass es bergauf geht.   Wie heute zum Beispiel.  Ich war im Krankenhaus Ergo machen, da bekam ich mit, dass zwei Männer über mich redeten. Früher wäre das ein Grund für mich gewesen, die Therapie abzubrechen und mir tagelang den Kopf zu zerbrechen,  über was die zwei wohl gelästert haben. (Ja, das ist eine Angststörung,  wegen solch einer Kleinigkeit absolut durchzudrehen.) Heute aber lächelte ich die zwei an, und fragte, ob sie mit mir gesprochen hätten. Und siehe da, sie hatten sich nur über meine Schiene ...

Träumereien

Früher hatte ich immer Träume. Und zwar in jeder freien Minute. Tagsüber träumte ich davon, ein "Indianer" zu sein. Keine Squaw natürlich, sondern ein echter Krieger mit Pferd und Pfeilen und Tomahawk. Ich liebe dieses Volk bis heute unglaublich.  Zum Einschlafen dachte ich mir aber immer weniger schöne Geschichten aus. Meine Lieblingsträumerei war die, wo ich starb. Nicht wegen mir, sondern weil ich mir dann immer ausmalte,  wer aller zu meiner Beerdigung kam, wer weinte, wer nicht, wie traurig alle waren. Wie ich auf alle hinabschaute, die böse zu mir waren und dann ein schlechtes Gewissen hatten und sie die Schuld plagte. Oder ich stellte mir vor, dass ich unheilbar krank war, oder einen schweren Unfall hatte. Dann setze sich meine Mutter tränenüberströmt an mein Bett und knuddelte mich. Sie bekam ein eigenes Bett bei mir, da sie mich nicht alleine lassen wollte usw. Ich bekam jeden Wunsch erfüllt und sie war immer bei mir. Dann schlief ich immer glückselig ein. Oder mein ...

(k)ein Herz für Kinder

Ich wollte niemals Mutter werden. Irgendwie fehlt mir dieses Gefühl. Manchen schießt ja schon die Milch ein, sobald sie auch nur ein Baby sehen. Als ich so ca 25 war, dachte ich, dass ich Kinder kriegen muss. Gefühlt jeder um mich hatte zu dieser Zeit sein erstes Kind oder war gerade schwanger. Und was hört man nicht immer von allen älteren Muttis? Du musst langsam anfangen, du brauchst Kinder um glücklich zu werden, das ist deine Bestimmung als Frau bla bla bla. Jetzt bin ich heilfroh, dass es nicht geklappt hatte. Ein Grund, wegen dem ich keine kleine Doris will, ist, dass ich ihnen nichts abgewinnen kann. Sie sind als Babys süss, keine Frage. Aber wenn ich ein Kind ansehe, denke ich eher an die schlaflosen Nächte und das Gekotze und das Geld für Windeln etc. Ich bin Tante von zwei wundervollen Kindern. Ich liebe sie über alles, aber länger als zwei Tage am Stück halte ich diesen Lärmpegel nicht aus.  Der zweite Grund - und der für mich viel wichtigere- ist der, dass ich Alkoholi...

sleeping biest

Ich liebe es zu schlafen. Und damit meine ich nicht, dass ich es gern mache. Sondern, dass ich  es echt am liebsten auf der ganzen Welt mache.  Ich schlafe mindestens 10 Stunden, um überhaupt irgendwie halbwegs ausgeschlafen zu sein. Am liebsten ohne Wecker, dann schaffe ich locker 12-14 Stunden. Wenn ich Frühdienst habe, muss ich um sechs in der Arbeit sein. Am Nachmittag bin ich dann so fertig, dass ich mindestens zwei Stunden schlafen muss, um bis zum Schlafengehen überhaupt durchzuhalten. Um sechs Uhr abends freue ich mich schon auf acht Uhr,  denn dann kann ich meinen Menschen schreiben, dass ich schlafen gehe. Dann hau ich mir meine Schlaftabletten rein, und schaue Tiktok, bis ich so ca um halb zehn einschlafe.  Das Bizarre ist ja, das ich überhaupt noch Schlaftabletten nehmen muss. Ohne diese Traumpillen wache ich statt den normalen 4-5 mal 15 mal auf. Und dann beginnt das Gedankenkarussell. Und ich glaub jeder weiß, dass man sich in der Nacht so ziemlich jede...

Besserwisser

Was ich echt in dieser Welt hasse, ist, dass jeder glaubt, es besser zu wissen. Vor allem in den sozialen Medien. Der kleine Fabian aus D wurde ermordet. Unter diversen Beiträgen findet man einige "nette" Kommentare.  Aber dazwischen sind immer diese verdammten Besserwisser.  Die Mutter wars, der Vater wars, warum hat dieses kleine Kind überhaupt ein Handy, um diese Zeit sollte er nicht draußen sein usw usw. Ich könnte drauf kotzen. Ein Kind ist tot, und jeder weiß plötzlich,  wie man es besser machen hätte sollen und dass die Eltern ja solche Rabeneltern wären. Bevor man sich selbst mal an der Nase nimmt, und dieses schreckliche Verbrechen dazu nimmt, um sein eigenes Verhalten zu analysieren oder seine Kinder ein bisschen öfter in den Arm nimmt und sich dankbar zeigen, dass diesem nichts passiert ist. Oder ein etwas weniger extremes Beispiel.  Eine Mutter wurde alkoholisiert am Steuer erwischt. Gott sei Dank ist nichts passiert, doch im Netz wurde sie auseinander ge...

Anders, aber auch besser ?

Heute habe ich in einem Forum was interessantes gelesen. Eine Frau fragte, ob ihr alkoholkranker Mann nach dem Entzug denn wieder der empatische, nette, liebevolle Mensch wird wie vor dem Alkohol. Das hat mich dazu gebracht,  mich mal selbst unter die Lupe zu nehmen. Ich bin definitiv nach dem letzten Entzug und der Reha anders geworden. Das ist auch gut so, denn sonst hätte das Ganze ja nichts bewirkt. Aber besser bin ich nicht geworden.  Ich bin ruhiger geworden, denke über viele Themen anders, und ja, ich bin auch empathischer geworden. Klar, mein Hirn ist nicht mehr auf Überlebensmodus eingestellt und ich kann meinen Mitmenschen richtig zuhören und auch ehrliches Interesse zeigen. Ich kann auch viel besser Nein sagen, zwinge mich nicht mehr so oft zu Dingen, die ich eigentlich nicht mag, und grenze mich von Menschen ab, die mir nicht guttun. Das sind alles Dinge, die anderen böse aufstossen könnten. Früher hab ich es ja auch gemacht. Aber das ist für mich wichtig (bin noch...